Dienstag, 5. August 2014
Liebesbrief
Zwei Jahre haben wir es jetzt schon miteinander ausgehalten. Mehr oder weniger. Am Anfang warst du mir sehr fremd, und ich habe lange gebraucht, in dir nicht einen Ort sondern ein Zuhause zu sehen. Nicht nur auf die Straße vor mir zu starren, sondern den Blick wander zu lassen, über deine Fenster, deine Fassaden.

Deine Enge, deine Nähe, deine un-Weite. Du bist nicht groß, aber dafür ist es nie weit. Du bist sehr alt, kaum vorstellbar, wieviel Geschichte in der Luft liegt und unter dem Putz der Fassaden. Die gleichen Häuser, in denen schon vor Jahr und Tag Menschen lebten und arbeiteten sind heute immernoch mit Leben und Bedeutung gefüllt.

Ich bin eingetaucht in diese rosarote Stadt und es wird mir schwerer fallen sie zu verlassen als ich vor Kurzem noch gedacht hatte. Und das sind deine Farben: grünbraune Garonne, grüne carrefour-Plastiktüten, orange tisseo-tickets, dunkelgrüne Straßenpfosten, goldene Schriftzüge.

Und du riechst wie ... Veilchenduft, wie frisch gebackenes Baguette, ein bisschen wie abgestandenes Wasser und wie drei Tage alte Pisse, wie Zuckerwatte, brenzlig wie Knallerbsen, wie Fahrradreifen und wie Regen auf der Straße.

"Wie man genießen kann, wenn man weiß, dass man geht. So dass man anfängt, alles anders zu sehen" (clueso)

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