Mittwoch, 12. November 2014
ô marché
Sonntag Mittag

11 Uhr: Ja, wir sind keine Frühaufsteher. Sonntagvormittag wird ausgeschlafen und dann erstmal gemütlich gefrühstückt. Und dann geht es los, auf den Markt. Das Gemüse dort ist besser und günstiger als im Supermarkt und in der Markthalle Victor Hugo holen wir uns jede Woche frischen Fisch. Den aus dem Tiefkühlfach rühren wir seit dem nicht mehr an. Auch wenn wir die Stände in der Halle schon genau kennen, ist es jedes Mal wieder spannend durch sie durch zu schlendern, zu sehen, was die Händler anbieten: Käse, Wein, Brot, Pasteten, Geflügel, Kaninchen, Fisch und Meeresfrüchte. Es ist ein Gewimmel von Menschen, die einkaufen, schlendern, schwatzen, an ihrem Lieblingsstand stehen und nach erledigtem Einkauf ein Gläschen trinken. Manche gehen nach oben, wo sich die Restaurants befinden. Die Fischstände befinden sich alle an der Nordseite der Halle, dort ist es auch gleich etwas kühler wegen den Kühlflächen und dem Eis. Meistens nehmen wir Salmon, manchmal auch Dorade, Truite oder Lotte, Crevettes oder Noix St. Jaques. Hm, das wird heute wieder ein Festessen!

Dann geht es weiter. Gemüse kaufen wir auf dem Boulevard de Strassbourg. Normalerweise sind hier Parkplätze, am Wochenende und an drei Vormittagen in der Woche verwandelt sich der Parkstreifen aber zu einem bunten Markttreiben. Obst, Gemüse, Blumen, eingelegte Oliven, je nach Jahreszeit auch Pilze oder Trüffel.

Manchmal sind wir schon um halb 12 hier, manchmal erst um halb 2. Nicht, dass es voher leer gewesen und gemütlich zugegangen wäre, aber dann kommt noch einmal neues Leben in die Menge; die Händler müssen um 14 Uhr ihre Waren zusammengepackt und ihre Stände abgebaut haben. Endspurt also und eine gute Gelegenheit, das eine oder andere noch etwas günstiger bekommen. Zwiebeln etwa oder die letzten Stangen Lauch.

Man sucht sich das Gewünschte am Stand selber aus und legt es in einen Plastikkorb, der dann vom Händler gewogen wird. Wir kommen zwar jedes Mal gut ausgerüstet mit Jute- oder Baumwollbeuteln, trotzdem verstauen die Händler ihre Waren rasend schnell in bunten Plastiktüten, von der wir jedes Mal einen ganzen Haufen mit nach hause bringen, blau, rosa, orange, als ob jeder Händler seine persönliche Tütenfarbe hätte.

Das Schwierige auf diesem Markt ist es eigentlich nur, den Überblick zu behalten, wo welches Gemüse am besten aussah oder am günstigesten war. Der Markt reicht vom Decathlon an der Rue de la Concorde bis zur Metro-Station Jeanne d'Arc. Meistens parken wir unsere Räder vor dem Käse-Döner an der Rue Saint-Bernard und laufen einmal rauf, um uns einen Überblick zu verschaffen unddann einmal wieder runter, um uns mit den Gemüsevorräten für eine Woche einzudecken. Und dann geht es auch schon wieder nach hause;

vollgepackt mit tollen Sachen,
die das Leben schöner machen... lalala

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Freitag, 24. Oktober 2014
une randonée d'épouvante
Eigentlich haben wir letzte Woche eine sehr schöne herbstliche Wanderung gemacht, aber je mehr ich jetzt darüber nachdenke, desto mehr fällt mir ein, dass es doch ein wenig gruselig war. Passend zu Halloween...

Es fing eigentlich schon auf dem Weg an, wir hatten uns als Ausgangsort für unsere Wanderung ein Dorf im Tarn, in der Nähe von Castres ausgesucht. Nachdem wir die Autobahn verlassen hatten fuhren wir über einige Schnellstraßen, das Tempolimit lag wie sonst auch bei 110, dennoch schienen manche Abschnitte zum Rasen einzuladen, denn das Verkehrsamt daher zur Prävention Schilder aufgestellt. Es war schönes Wetters, noch spätsommerlich warm, und doch versetzte mir die Warnung auf den Schildern einen kleinen Gänsehautschauer: "In den letzten fünf Jahren sind auf dieser Straße fünf Menschen gestorben"...

Etwa eine halbe Stunde später starteten wir unseren Wanderrundgang, der Weg führte zunächst eine Serpentinenstraße entlang durch den Wald. Weit und breit war niemand zu sehen, trotzdem wurde die Stille ständig durch ein dumpfes "Plopp" durchbrochen, die Bäume hingen voll von Eicheln und Kastanien, deren Zeit gekommen war um auf den Waldboden zu fallen. Plopp. Plopp. Dazu ein ständiges Rascheln, der Wind fuhr durch die trockenen Blätter.

Nach einer Weile war der Aufstieg geschafft und der Weg führte uns über eine Straße, in deren Kurve ein einsames Haus stand. Von weitem hörten wir das Kläffen, das vom Grundstück herüber tönte. Ein ordentlicher Wachhund der seine Pflicht erfüllte und anschlug. Das Problem war nur, es war nicht einsehbar, ob das Grundstück richtig eingezäunt war, da es ein wenig tiefer gelegen war als die Straße und am Rand ziemlich von Sträuchern und Bäumen bewachsen war. Doch als wir den Hund schließlich sahen, hatten wir doch das Bedürfnis uns vom Vorhandensein eines Zauns zu versichern, dort stand nämlich ein großer, glänzend schwarzer Dobermann. Hunde die bellen beißen nicht, heißt es doch oder? Von einem Herrchen war keine Spur, von einem Zaun leider auch nicht, ein paar Meter weiter gab es jedoch ein Tor, vor dem der Hund wie verrückt auf und ab sprang und bellte. Vorsichtig näherten wir uns, was den Hund sichtlich zu ärgern schien, ich hielt schon mal nach hohen Bäumen ausschau, falls er doch auf der scheinbar zaunlosen Seite am Tor vorbeikommen sollte, doch er blieb vor dem Tor stehen. Schließlich waren wir doch an dem Tor vorbei und entfernten uns mit schnellen Schritten. Braver Hund...

Die restliche Wanderung verlief eigentlich ganz normal, es war schönes Wetter, wir machten an einem kleinen See halt um unser mitgebrachtes Picknick zu verspeisen. Sitt und satt brauchen wir dann wieder auf und kamen schließlich über einen Feldweg wieder zurück zu dem Wald. Auf dieser Seite des Hanges standen ein paar Ruinen an denen der Wanderweg vorbei führte, anscheinend aufgegebene Bauernhäuser, deren Dächer inzwischen eingestürzt waren und in denen der Wald einfach weiter wuchs. Warum hat man diese Häuser wohl aufgegeben?

So langsam konnte man das Dorf schon wieder sehen, neben dem Weg plätscherte ein kleiner Bach. Auch hier stand ein großes altes Haus, bzw. dessen Reste, denn zwei Wände waren eingestürzt. Ein Stück weiter stand etwas, das wie eine große Betonwanne aussah, vielleicht eine alte Garage oder ein Löschteich. Die Oberfläche war vollkommen mit Entengrütze bedeckt, so dass man das Wasser gar nicht sehen konnte. Jemand warf einen Stein hinein und sagte "da drin könnte man eine Leiche verstecken" und schon wieder lief es mir eiskalt über den Rücken. Etwas später kamen wir an einem Haus vorbei, das zwar bewohnt war, aber entweder sehr schlecht in Stand gehalten wurde oder aber erst vor einiger Zeit wieder bezogen wurde, eine Haushälfte war völlig mit Efeu bewachsen und die Fensterläden und die Tür waren völlig verwittert. Es erinnerte uns spontan an das "Hotel California" oder das Haus der Adams Family.

Zurück am Auto waren wir froh, die festen Wanderschuhe wieder auszuziehen und uns wieder auf den Rückweg zu machen, doch auch in dieser Richtung kamen wir nocheinmal an den Warnschilder vorbei..."Fünf Menschen sind hier gestorben..."

Wie gesagt, eigentlich war es eine ganz normale Wanderung, doch erst wenn ich jetzt so zurückdenke, kommt sie mir vielleicht doch nicht mehr so normal vor.

:-P

Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Herbst und ein schönes Halloween!

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Freitag, 10. Oktober 2014
ô resto...
"Ich nehme lieber keine Vorspeise, sonst schaffe ich mein Essen nicht..." :-) ach ja, wie oft, habe ich das schon in Deutschland im Restaurant gehört, ihr auch? Eigentlich kann doch essen gehen gar nicht so anders sein; entweder hat man halt keine Lust selber zu kochen oder man will sich mal was gönnen, was man so zuhause selber nicht kann oder kennt oder es zum selbermachen zu aufwendig ist. Trotzdem fallen mir viele Momente in deutschen und französischen Restaurants ein, die zeigen, dass die Grundidee - essen zu gehen - doch irgendwie anders sein muss.

Wer nach Tolouse kommt MUSS mindestens einmal essen gehen! Ich finde, neben den Sehenswürdigkeiten sind die Restos DER Grund überhaupt nach Toulouse zu fahren, es gibt unglaublich viele und gute Restaurants, die natürlich nicht billig sind, aber doch zum Gesamterlebnis Toulouse unbedingt dazu gehören.

Wer nichts wird, wird Wirt - ein altes Sprichwort, und ich glaube, nirgendwo auf der Welt könnte man damit so erfolgreich sein wie in Toulouse. Es gibt überall Ecken, wo es noch leere Ladenlokale gibt, in denen man ein kleines Restaurant eröffnen könnte, und zumindest am Wochenende ist es schwer in den besseren ohne Reservierung einen Tisch zu bekommen. Ich glaube, Franzosen, vielmehr Toulouser, gehen einfach öfter essen. Das gehört zum schönen Leben dazu, ab und zu mal ins Resto zu gehen. Punkt acht. Denn vorher stehen hungrige Touristen und Ortsunkundige allerorts vor verschlossenen Türen und müssen auf die ebenfalls verbreiteten Kebab-Imbisse ausweichen.

Ja, die Öffnungszeiten, das ist grundsätzlich etwas, das man erst einmal verinnerlichen muss. In meinem Französischkurs gab es einmal eine Übungsaufgabe, bei der man aus drei fiktiven Restaurants dasjenige heraussuchen sollte, das von Angebot und Öffnungszeiten am besten zu einer fiktiven Gästegruppe passte. Damals hatte ich mich noch gewundert, was das mit den Öffnungszeiten sollte, haben Restaurants nicht immer offen außer am Ruhetag? Nein, nicht in Toulouse. Der Ruhetag kann am Montag sein, aber genauso gut kann ein Restaurant nur unter oder Woche oder nur am Wochenende geöffnet haben, mittwochs nur am Mittwoch, freitags nur am Abend usw. Hinzu kommen die verschiedenen Arten von gastronomischen Angeboten, die Restaurants, die meistens nur Abends auf haben, die Bistros, die tagsüber, aber nicht abends aufhaben, die Crêperien und Salon de Thés, die nur am Mittag und Nachmittag aufhaben, gegen Abend aber schließen - kurz wenn man zu drei verschiedenen Tageszeiten durch ein bestimmtes Quartier läuft, kann es sein, dass immer gerade andere Läden ihre Jalousienen oben haben und es immer ein bisschen anders aussieht.

Zurück zum eigentlichen Resto. Viele Restaurants in Toulouse haben abends bis ca. 23 Uhr gehöffnet, wenn sie erst um 20 Uhr aufmachen, sind das nur wenige Stunden. In der Regel rechnen Sie daher damit, dass an jedem Tisch nur einmal Gäste Platz nehmen. Das ist einerseits angenehm, weil man sich wirklich Zeit nehmen kann, auch nach dem Essen noch sitzen bleiben und sich unterhalten kann, ohne dass der Kellner den Tisch schnell wieder für die neuen Gäste herrichten möchte, andererseits wissen die Kellner genauso gut, dass die Gäste ja nun da sind, es ist beim Aufnehmen der Bestellung und Servieren des Essens also keine Eile mehr geboten.

Klar, man kann à la Carte essen und sich nur einen Gang aussuchen, das geht vielleicht noch beim Mittagessen, gebräuchlicher ist es aber, nach einem Menü-Angebot Ausschau zu halten, mit Dessert, Plat und Dessert, gelegentlich gibt es auch die Wahl Dessert+Plat/Plat+Dessert. Ist das Menü ausgewählt kann man sich noch einen Wein empfehlen lassen und dann zurücklehnen und den Abend auf sich zu kommen lassen. Denn der kann dauern... Leitungswasser gibt es meist gratis, ebenso wie eine Kleinigkeit, Oliven oder Brot, je nachdem wie "edelteuergut" das jeweilige Restaurant ist. Die beste regionale Hauptspeise ist Fois Gras, Tierschüter einmal weghören, Gänsestopfleber. Die ist in Südfrankreich sehr verbreitet und schmeckt so ähnlich wie Leberwurst, dazu wird kräftiges Brot gereicht. Typische Hauptspeisen bestehen oft aus Ente oder anderem Geflügel, Steak oder Fisch. In französischen Restaurants gibt es eher selten Nudelgerichte, das ist eine Sättigungsbeilage aber eignet sich nicht für einen "jolie Plat". Beilagen sind nicht einfach nur Beilagen, sondern vor allem auch Deko, z.B. aufrecht hingestellt Babymöhren. Überhaupt isst das Auge mit, vom Anrichten der Speisen, über das Falten der Servietten über die Verziehrung der Teller mit Sauce und Kräutern. Natürlich gibt es auch Restaurants in denen ordentliche Portionen auf den Teller kommen, aber das Gros der Gastronomen umgarnt lieber den Gaumen als den Magen. Wer "schnell nen Happen essen" will und sein Essen herunter schlingt, wird enttäuscht und vielleicht sogar hungrig wieder gehen. Langsam essen ist hier das Gebot, und vor allem genießen! Als Dessert gibt es verschiedene Kuchen, Eis oder Mousse oder andere Spezialitäten. Dazu gehört aber immer ein Café, also ein Espresso.

Nach dem Essen kommt die Rechnung - wer gut essen möchte, sollte um die 30 Euro ohne Getränke pro Person einplanen. Das reicht zwar noch nicht für die exklusiven Sterneküchen aber für die meisten Restaunts im Stadtzentrum. Trinkgeld muss man übrigens nicht zahlen, und die Toiletten sind manchmal nur über abenteuerliche Flure und Hinterhöfe erreichbar :-)

Ich habe inzwischen einiges ausprobiert, aber natürlich habe ich noch längst nicht alle Restaurants besuchen können, vielleicht schaffe ich ja noch ein paar, die auf meiner Liste stehen. Die Restos, das Essen - das ist auf jeden Fall etwas, das ich an Toulouse am meisten vermissen werde. Wer mal in der Stadt ist und etwas Gutes sucht, in der Rue des Blanchers reihen sich die Restaurants nur so aneinander, bestimmt werden hungrige Feinschmecker hier fündig!

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Mittwoch, 27. August 2014
ô Toulouse...
Nach über 2 Jahren Toulouse, in denen ich alle Jahreszeiten und Saisons mitgemacht habe, kann ich auch hier klare Empfehlungen aussprechen, wenn es dort am schönsten ist (siehe im Vergleich meinen gestrigen Eintrag über Berlin).

Ein bisschen freue ich mich schon wieder auf "zuhause"... Nicht nur, dass es zuhause doch immer am schönsten ist, im Moment ist es dort immer noch zehn Grad wärmer als in Berlin, vielleicht komme ich diesen Sommer also doch noch zu meinem Meer-Ausflug :-)

Von daher bietet sich ein Toulouse-Urlaub im September/Anfang Oktober besonders an, um den Sommer noch ein wenig zuverlängern, wenn in Deutschland bereits der Herbst Einzug gehalten hat. Man kann Anfang Oktober nun gut draußen sitzen oder in die Pyrenäen zum wandern oder sich sogar bei einem Ausflug ans Meer nochmal in die Fluten stürzen.

Wie ich schon gestern meinte, jede Stadt putzt sich ja im Advent ein wenig heraus, mit Weihnachtsmarkt und Lichterketten in den Straßen, so auch Toulouse, ideal für jeden, der einfach mal zum (Weihnachts)shoppen irgendwo hin will, wo es mal ein paar andere Läden und Marken gibt...

Wer kulturinteressiert ist, sollte einen Wochenendtrip nach Toulouse immer auf das erste Wochenende im Monat legen, da haben alle öffentlichen Museen nämlich kostenlos geöffnet, ebenso zur Europäischen langen Nacht der Museen jedes Jahr im Mai oder die Journées du Patrimoine (Kulturerbe) im September.

Aber die mit Abstand schönste Zeit für Toulouse ist meiner Meinung nach die zweite Juni-Hälfte. Es ist schon richtig schön sommerlich warm, aber noch nicht so heiß wie im Juli, es ist abends lange hell so dass man noch lange draußen sitzen und quatschen kann, das Rio Loco-Festival findet statt, und last but not least die Fête de la musique. Ganz ehrlich, das war bisher mein schönster Abend in Toulouse, in der ganzen Stadt war Musik, es hat geregnet und war eigentlich ein bisschen nasskalt, aber die Stimmung und die gute Laune der Leute, die in den Straßen hing, sprang einen förmlich an, überall hatte man Lust einen Moment stehen zu bleiben und zuzuhören, mitzuklatschen, sich im Kreis zu drehen.

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Freitag, 8. August 2014
à la piscine
Ich habe vorhin ein paar sehr erfrischende Stunden im Freibad verbracht und wieder einmal fällt mir auf, wie unterschiedlich doch so eine kleine unscheinbare Institution wie ein Sommerbad in zwei Ländern benutzt wird. (Hier kann ich allerdings nur den direkten Vergleich zwischen Bädern in Berlin und Toulouse anstellen).

Von der Architektur hier könnte das kleine Sommerbad von Chapou, wo ich mehr oder weniger regelmäßig meine Bahnen ziehe, wahrscheinlich in Deutschland oder in Frankreich stehen. Doch im Bereich des Schwimmbeckens fällt eine Tatsache gleich ins Auge. Die Franzosen sehen irgendwie sportlicher aus, engagierter. O.O Das mag natürlich einerseits an der Größe des Schwimmbades liegen, es gibt hier nur ein kleines Kinderbecken und ein großes Schwimmerbecken, also keinen Nicht-Schwimmerbereich, in den man einfach nur so zur Abkühlung steigt, man kann also nur schwimmen und nicht planschen. Zum anderen liegt der athletische Eindruck wahrscheinlich an der Ausrüstung der Franzosen, da grundsätzlich alle, Glatzenträger ausgenommen, Badekappen tragen, das ist Pflicht in französischen Schwimmbädern. Ebenso wie eng anliegende Badehosen für die Herren, entweder in Slip- oder Boxer-Länge. Wer entsprechende Utensilien vergessen oder bisher noch nicht besessen hat, kann sie sich notfalls an bereitstehenden Automaten ziehen, ebenso wie Schwimmbrillen. Wenn sie denn funktionieren.

Ich kenne so manchen deutschen Mann, der sich jetzt furchtbar aufregen würde und freiwillig nie eine enganliegende Badehose anziehen würde, aber meiner Meinung nach verhindert dies schlicht, dass man die als Badehose dienende Shorts bereits den ganzen Tag in der Freizeit trägt, damit im Bus sitzt, auf dem Fahrrad schwitzt etc. und dann mit dem gleichen Kleidungsstück ins Wasser springt und dieses damit verunreinigt. Ich nehme mal an, dass dies auch der tatsächliche Grund für diese Hygiene-Maßnahme ist, ein Bademeister konnte mir allerdings auf Nachfrage keine konkrete Antwort geben. Was die Badekappen angeht, finde ich es großartig, beim Schwimmen nicht plötzlich fremde Haare zwischen den Fingern zu finden und sich keine Gedanken um im Gesicht klebende Strähnen machen zu müssen. Also Hygienevorschriften, die durchaus Sinn machen und an die man sich schnell gewöhnt.

Da es sich ja um einen Vergleich handeln soll, möchte ich nun ein paar Dinge aufzählen, die man in den bisher von mir besuchten Schwimmbädern in Toulouse dagegen vergeblich sucht, die aber bspw. in dem Sommerbad in Mariendorf zu finden sind. Neben dem bereits erwähnten Nicht-Schwimmer/Planschbereich gäbe es da noch die Startblöcke, den Sprungturm, einen Imbiss und die umliegenden Badewiesen, aber wie gesagt, Chapou ist halt sehr klein.

In Toulouse zieht man sich in der Umkleide um. Wertsachen kann man bei dem Personal abgeben. In Berlin tun es dagegen auch Schließfächer, umziehen tun sich die allermeisten auf der Wiese auf/unter ihrem Handtuch. Oder gar nicht, weil sie ihre Badeshorts bereits auf dem Hinweg im Bus anhatten.

Wenn man nun die Duschvorschriften in Berliner und Toulouse Bädern genauer betrachten möchte, lohnt vielleicht ein Wechsel vom Sommerbad in das Hallenbad. In Toulouse sieht die Duschordnung zwar auch ein Abseifen vor dem Schwimmen vor, allerdings sind die Duschen so konzipiert, dass keiner auf die Idee kommen würde, dafür blank zu ziehen, da die Duschen entweder von außen einsehbar sind oder aber nicht nach Geschlechtern getrennt sind. Umziehen getrennt - Duschen zusammen. Aha. Naja, immerhin ist das familienfreundlich. Auch wenn es nicht jeder macht, in Berlin ist dass Abseifen am ganzen Körper vor dem Schwimmbadbesuch Pflicht, also ohne Badebekleidung, weshalb es immer getrennte Duschen für Damen und Herren gibt.

Hygiene wird in beiden Fällen groß geschrieben, einmal werden die Badebesucher angehalten, sich vor dem Schwimmen abzuduschen und einmal soll man möglichst keinen Schmutz in das Wasser bringen, was man durch eine Kleiderordnung erreichen möchte. Beide Male ist das Wasser zusätzlich natürlich gechlort, in Toulouse meinem Gefühl bzw. meinen Augen nach stärker als in Berlin, was mich zu den Brillen in den Automaten zurück bringt - falls es doch zu sehr in den Augen brennt.

Ein netter Service ist in Toulouse die Bereitstellung von Schwimmutensilien, wie Brettern und Schwimmnudeln, und der eingerichteten Fast-Lane für besonders ehrgeizige Schwimmer, die ich in Berlin bisher leider eher selten ausmachen konnte.

In einem Aspekt sind die Toulouser Schwimmbäder dann aber doch unschlagbar: dem Preis. Ich hab einmal gelesen, dass die Berliner Schwimmbäder bereits dermaßen subventioniert werden, dass die Stadt Berlin auf jede verkaufte Eintrittskarte nochmal 7 Euro drauflegt. Entweder werden die Toulouser Schwimmbäder einfach effizienter betrieben oder noch stärker unterstützt, jedenfalls kostet hier eine Karte 2,90 € und ermäßigt 1,10 €, wogegen man in Berlin inzwischen 5,50 € und ermäßigt 3,50 € zahlt. Die Toulouser Bäder sind nicht privatisiert sondern werden von der Stadt betrieben, weshalb auch das Logo der Stadtverwaltung auf den Tickets, der Bademeisteruniform und oft auch noch auf Bannern im Beckenbereich prangt.

Nur das Schwimmen an sich, das ist natürlich überall gleich :-)

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Sonntag, 6. Juli 2014
cinéma français
Am letzten Wochenende war in Frankreich 'la fête du cinéma' - in allen teilnehmenden Kinos kosten alle Filme, in allen Vorstellungen, 4 Tage lang nur 3,50 €! Mit diesem jährlich wiederkehrenden Angebot sollen die Abendsonnenanbeter, Langedraußenbleiber und in diesem Jahr wohl auch die Fußballegalfinder ins Kino gelockt werden und ich kann nur sagen, zumindest bei uns hat das hervorragend funktioniert, so voll habe ich das Kino noch nie erlebt.

Ich dachte ich nehme das mal zum Anlass, einen deutschen und einen französischen Kinobesuch zu vergleichen. Ich wohne in Toulouse, von daher kann ich leider nichts darüber sagen, ob meine Beobachtungen auf ganz Frankreich und auf alle Kinoketten zutreffen, ich kann halt nur die beschreiben, in denen ich gewesen bin.

In Toulouse gibt es neben einer ganzen Reihe kleinerer und unabhängiger Kinos vor allem zwei große Blockbuster-Kinos, die zu großen französischen Kinoketten gehören, ein UGC und ein Gaumont. Bei der Suche nach einem Film stellt sich auch gleich die Frage nach der Sprache: die meisten Filme werden französisch synchronisiert (VF - version fraçaise) gezeigt, aber eine große Anzahl wird auch in Originalsprache (VOST - version originale sous-titrée oder VO - version originale) gespielt. Die Preise sind mit etwa 6 - 8 € etwas günstiger, zumal für Überlänge meist kein Zuschlag verlangt wird. Studenten und unter 25-Jährige zahlen sogar nur 5 € für ihr Ticket.

Anders als in Deutschland kann man sich nicht zuhause seinen Platz online oder an der Kasse schon aussuchen und dann in letzter Minute rein huschen, denn es gilt freie Platzwahl - wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Bei neuen oder beliebten Filmen bedeutet das, dass man sich mitunter auch mal gut und gerne 30 Minuten vor Einlass die Beine in den Bauch steht, um einen möglichst guten Platz zu ergattern (so erlebt bei der Premiere vom ersten Hobbit... O.o).

Das eigentliche Kinoerlebnis ist dann relativ gleich - Popcorn, Eis, irgendeiner hat immer vergessen das Handy auszumachen, und hinterher sieht der Saal aus wie ein.. äh, naja. :-) Doch halt, die Werbung ist anders! Aus Deutschland bin ich gewohnt, badawoom, der Vorhang geht ein bisschen auf, Werbung - Leinwand kurz dunkel, Licht ein bisschen dunkler - dann die Trailer für Filme die erst in einem gefühlten halben Jahr anlaufen werden - dann kurz Pause, Licht geht aus, Vorgang geht ganz auf - nochmal badawoom - Film geht los... In Frankreich ist es eher ein buntes durcheinander aus 'pub' und 'bande annonce' bevor der Film endlich anfängt.

Wenn der Film vorbei ist, zeigt das Kino erst sein wahres Gesicht, sein dunkles, unheimliches und ungeschminktes Hintertürchen nämlich. Man verlässt den Kinosaal nicht durch die Tür, durch die man ihn betreten hat, sondern wird durch ein wesentlich unattraktiveres Gängesystem direkt aus dem Kino heraus geschleust. Die ersten Male war ich ganz schön verwirrt, weil ich recht orientierungslos plötzlich in einer dunkel Seitenstraße stand, weit ab vom beleuchteten und belebten Kinoeingang. Einmal habe ich mit einer Freundin versucht, mich gegen den Strom durch diesen Gängesystem zurück zur Lobby zu schlagen, um noch einmal zu den Toiletten zu komme, wir haben es zwar geschafft, aber haben uns zweimal unterwegs ein bisschen verlaufen. Aus Deutschland kenne ich das auch, klar, dass man woanders wieder rauskommt, aber irgendwie waren dass immer Gänge, die noch klar als 'innerhalb' des Kinos zu erkennen waren, und nicht irgendwo drei Straßen weiter enden. Naja, aber anscheinend ist das normal, der Kundenservice endet halt mit dem Ende des Films.

Habt ihr ähnliche oder ganz andere Erfahrungen gemacht?

Ich wünsche euch jedenfalls viel Spaß bei eurem nächsten Kinobesuch, in Deutschland, Frankreich oder sonstwo auf der Welt!

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